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Am 9.11. fand im unserer Schule ein Zeitzeugengespräch statt. Es berichteten drei Menschen, die zu Beginn des Krieges Kinder oder Jugendliche waren und somit den Krieg auf sehr dramatische Weise erlebt haben.
Der 9.11. wurde aus besonderem Grund gewählt, denn dieses Datum ist in der deutschen Geschichte von Zusammenhalt und Spaltung geprägt: Der Mauerfall symbolisiert den Zusammenhalt, die Reichspogromnacht die Spaltung, eine Nacht von Terror und Leiden, in der jüdische Geschäfte und andere Gebäude zerstört wurden.
Manfred Hüllen (82) erzählte, wie er seine geliebte ältere Schwester verlor: Sie starb, weil ein LKW-Fahrer bei Tieffliegeralarm plötzlich die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor und ins Schleudern kam. Noch heute vergeht kein einziger Tag, an dem er nicht an sie denkt. Damals war er erst 5 Jahre alt und realisierte nicht, das sie tot war. Er flehte seine Mutter immer wieder an, sie aufzuwecken, weil er dachte, sie schliefe. Dies hat ihn zu der Erkenntnis geführt, wie abscheulich Krieg und Gewalt sind, und wie bedeutend Frieden und Demokratie. Bis heute verteidigt und vertritt er die Grundideen der Demokratie.
Lisa Schomburg (92) berichtete, dass ihr Haus von einer Bombe getroffen explodierte, während sie mit ihrer Mutter bei Nachbarn zu Besuch war. Gott sei Dank hat sie niemanden von ihrer Familie verloren, dennoch erlitt sie einen großen Verlust wegen ihres Zuhauses. Einige Tiere auf ihrem Hof haben überlebt, doch die Hühner taumelten und Kaninchen lagen halb tot unter den Trümmern. Von den Schweinen jedoch blieb wegen der Explosion keine Spur, so extrem war die Zerstörung. Durch dieses Erlebnis ist ihr bewusst geworden, zu was Menschen alles fähig sind.
Claus Günther (91) erzählte von seinem Vater, der Mitglied der SA war. Er sah seinen Vater am Abend des 10. Novembers 1938 als Teil eines SA-Trupps durch die Straße marschieren. Erst später wurde ihm klar, dass sein Vater an einem Angriff auf die Hamburger Synagoge beteiligt war. Einige Männer hatten Fackeln in der Hand, die sich in den Fenstern wiederspiegelten. Sein Vater stand an der Spitze und trug die Fahne. Die SA Truppe hatte die Synagoge und einen jüdischen Friedhof zerstört. Claus hat im Nachhinein verstanden: Selbst Leute die man liebt und verehrt können schreckliche Taten begehen.
Wir als Schülerinnen und Schüler finden es wichtig, über solche Themen zu reden und aufzuklären. Man sollte aus der Geschichte lernen und es in Zukunft besser machen. Der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl hat gesagt: ,,Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.“ Es ist ein Privileg, das wir hier jetzt so leben dürfen und keine Selbstverständlichkeit, denn das ist nicht allen auf der Welt vergönnt.
Soraya Norouzi
Link zum Beitrag des Norddeutschen Rundfunks: Pogromnacht 1938: Zeitzeugen besuchen Schule in Lauenburg