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Am 09.11.2020 trafen sich Schüler und Schülerinnen aus Lauenburg und Boizenburg per Videokonferenz mit den beiden Ministerpräsidenten aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern Daniel Günther und Manuela Schwesig. Unter der Überschrift "Keine Zukunft ohne Geschichte" diskutierten sie über die frühere Teilung Deutschlands und über die Beziehung zwischen Ost und West heute.
Treffen mit den Schülern aus Boizenburg
Unsere Schule hatte in Vorbereitung auf das Treffen mit der Boizenburger Schule an einem Projekt über die ehemalige DDR und BRD zusammengearbeitet.
Eine Projektgruppe traf sich am 13.10. mit den Schülern aus Mecklenburg-Vorpommern und führten Gespräche über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ost und West. Ihr Resümee war, dass die Deutsche Grenze heute nicht mehr spürbar und kein Thema ist. Allerdings meinen die Schülerinnen und Schüler aus Boizenburg, dass die Digitalisierung in Lauenburg fortgeschrittener als bei ihnen sei.
Mit dem von den Schülern erstellten Video "Keine Zukunft ohne Geschichte" startete dann am 9.11. die Konferenz mit den beiden Ministerpräsidenten.
Die Videokonferenz mit Manuela Schwesig und Daniel Günther
Die Schüler und Schülerinnen hatten verschiedene Fragen ausgearbeitet, welche sie den beiden Politikern stellten:
Glauben Sie, sehr geehrte Ministerpräsidenten, dass es heute noch Unterschiede zwischen dem "Osten und Westen" gibt?
Daraufhin sagte Daniel Günther, dass alle Bundesländer eine Vielfalt haben und dass es nicht unbedingt etwas mit "Osten und Westen" zu tun habe. Daran könne es auch liegen, dass Lauenburg beim Thema Digitalisierung besonders fortgeschritten ist. So sei ja auch der Süden wirtschaftlich gesehen anders als der Norden, dies habe nicht immer etwas mit der Mauer zu tun.
Was haben Sie an dem Tag des Mauerfalls gemacht?
Manuela Schwesig war damals 15 Jahre alt und ist nach der Schule mit Freunden unterwegs gewesen. Als sie abends nach Hause kam, sah sie in den Nachrichten Bilder aus Berlin. Sie empfand dies als unglaublich und hat ein paar Tage später das erste Mal Westberlin besucht.
Daniel Günther war 16 Jahre alt und hat die Ereignisse ebenfalls im Fernsehen gesehen. Er war in dem Moment wie "geflasht" über die Demonstrationen und empfand den Mauerfall ebenfalls als unglaublich. Er hat alles im Fernsehen verfolgt und fand es sehr emotional.
Die nächste Frage ging an Ministerpräsidentin Schwesig: Wir haben aus Boizenburg einen besonderen Präsentkorb mit "Ostprodukten" bekommen - sind Ihnen noch bestimmte Produkte in Erinnerung geblieben?
Ja: Spreewaldgurken und Rotkäppchen Sekt.
Glauben Sie, dass die Deutsche Teilung in 30 Jahren noch ein Thema sein wird?
Hier waren beide Politiker sich einig: Sie erhoffen sich, dass sich die junge Generation über die Mauergrenze informiert, um sie nicht zu vergessen, z.B. durch Geschichtsprojekte. Soziale Probleme würden in 30 Jahren überwunden sein, doch mit Hilfe von Zeitzeugen sei es möglich, sich die Zeit des geteilten Deutschlands wieder in Erinnerung zu rufen.
Können Sie uns etwas von Ihrer Schulzeit in der damaligen DDR und BRD berichten?
Frau Schwesig wollte Erzieherin werden, aber wegen des Mauerfalls gab es keine Ausbildungsplätze mehr, also entschied sie sich für das Abitur. Durch ehrenamtliche Arbeit gewann sie Interesse an der Politik und erlebte selber auch die Arbeitslosigkeit nach dem Mauerfall hautnah.
Herr Günther ist im Westen groß geworden und erinnert sich an eine schöne Schulzeit.
Frau Schwesig, sehen Sie sich als Ostdeutsche an und Herr Günther, sehen Sie sich als eine Art Deutscher aus dem Westen, Norden, Süden oder Osten an?
Manuela Schwesig: "Ich sehe mich als Gesamtdeutsche und als Ostdeutsche an, da ich im Osten aufgewachsen bin."
Daniel Günther: "Ich identifiziere mich weder als Nord-, noch West-, Süd- oder Ostdeutscher, sondern als Allgemeindeutscher."
Was erhoffen Sie sich für die nächsten 30 Jahre der Einheit?
Hier antworteten die beiden Ministerpräsidenten, dass die freien Wahlen, der Frieden, die Demokratie und die Meinungsfreiheit bestehen bleiben müssen, sodass wir Probleme diskutieren und Lösungen finden können. Das werde z.B. gerade jetzt während der Corona-Pandemie besonders deutlich. Sie erhoffen sich, dass es nicht wieder zu einer Diktatur kommt.
Nun schlossen die beiden eine Rückfrage an die Schülerinnen und Schüler an: Was erhofft ihr euch denn für die Zukunft?
Die Schüler antworteten, sie wünschten sich ebenfalls, dass Bildung und Demokratie so bestehen bleiben wie jetzt, aber auch, dass die Beteiligung jüngerer Menschen stärker wird.
Laut einer aktuellen Umfrage halten 2/3 der Menschen Deutschlands das Zusammenwachsen zwischen Ost und West noch nicht für abgeschlossen. Was kann Ihrer Meinung nach dafür getan werden, dass sich dieser Prozess beschleunigt?
Hier nannten die beiden Politiker folgende drei Ziele:
- Die Angleichung der Renten in Ost und West soll bis 2025 abgeschlossen sein. Da dies viel Geld kostet, braucht es Zeit.
- Die Busverbindungen im Osten müssen verbessert werden.
- Der Solidaritätszuschlag ist bisher eine großartige Leistung und sollte in Infrastruktur und Krankenhäuser investiert werden.